Die Energiedebatte: Strom oder Gas für die Heizung?
Die Entscheidung zwischen einer strombetriebenen Wärmepumpe und einer Gasheizung beschäftigt viele Hausbesitzer in Deutschland. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile, die wir in diesem umfassenden Vergleich detailliert betrachten.
Während Erdgas lange Zeit als kostengünstige und zuverlässige Heizlösung galt, gewinnen elektrische Heizsysteme, insbesondere Wärmepumpen, durch sinkende Strompreise bei erneuerbaren Energien und staatliche Förderungen an Attraktivität.
Vergleich auf einen Blick
Ökostrom (Wärmepumpe)
- Betriebskosten: 8-12 €/MWh
- CO₂-Emission: 0-50g/kWh
- Anschaffung: 15.000-25.000€
- Förderung: bis 70%
Erdgas (moderne Brennwerttechnik)
- Betriebskosten: 12-15 €/MWh
- CO₂-Emission: 180-220g/kWh
- Anschaffung: 8.000-15.000€
- Förderung: begrenzt
Kostenvergleich: Anschaffung und Betrieb
Anschaffungskosten
Die Anschaffungskosten unterscheiden sich erheblich zwischen den beiden Systemen:
Ökostrom-Wärmepumpe (Einfamilienhaus 150m²)
- Luft-Wasser-Wärmepumpe: 12.000-18.000€
- Installation und Zubehör: 3.000-7.000€
- Elektrische Anpassungen: 1.000-3.000€
- Gesamtkosten: 16.000-28.000€
- Abzgl. Förderung (BAFA): -11.200-19.600€
- Eigenanteil: 4.800-8.400€
Erdgas-Brennwertheizung (Einfamilienhaus 150m²)
- Brennwertgerät: 4.000-8.000€
- Installation: 2.000-4.000€
- Gasanschluss (falls nötig): 1.500-3.000€
- Gesamtkosten: 7.500-15.000€
- Förderung: begrenzt verfügbar
- Eigenanteil: 7.000-14.000€
Betriebskosten im Detail
Die jährlichen Betriebskosten hängen von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere dem Wärmebedarf des Gebäudes und der Effizienz des Systems.
Umweltaspekte und CO₂-Bilanz
Der Umweltaspekt spielt eine zunehmend wichtige Rolle bei der Entscheidung für ein Heizsystem. Hier zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den beiden Technologien.
CO₂-Emissionen im Vergleich
Ökostrom-Wärmepumpe
Bei Verwendung von 100% Ökostrom entstehen praktisch keine direkten CO₂-Emissionen. Selbst mit dem deutschen Strommix (2024: ca. 380g CO₂/kWh) ergibt sich:
- Emissionen: 1.425 kg CO₂/Jahr
- Pro kWh Wärme: 95g CO₂
Erdgas-Heizung
Erdgas verbrennt zwar sauberer als Öl oder Kohle, erzeugt aber dennoch erhebliche CO₂-Emissionen:
- Emissionen: 3.158 kg CO₂/Jahr
- Pro kWh Wärme: 200g CO₂
Weitere Umweltfaktoren
- Luftqualität: Wärmepumpen erzeugen keine lokalen Emissionen
- Ressourcenverbrauch: Gas ist ein endlicher fossiler Brennstoff
- Kältemittel: Moderne Wärmepumpen nutzen umweltfreundliche Kältemittel
- Lärmemissionen: Moderne Wärmepumpen arbeiten sehr leise (unter 35 dB)
Praktische Überlegungen für Hausbesitzer
Eignung für verschiedene Gebäudetypen
Wärmepumpe ideal für:
- Neubauten mit guter Dämmung
- Sanierte Altbauten (U-Wert unter 0,3)
- Gebäude mit Fußbodenheizung
- Häuser ohne Gasanschluss
Gasheizung noch sinnvoll bei:
- Unsanierten Altbauten
- Gebäuden mit hohen Vorlauftemperaturen
- Begrenztem Budget für Investitionen
- Vorhandenem Gasanschluss
Technische Voraussetzungen
Für eine Wärmepumpe müssen bestimmte technische Voraussetzungen erfüllt sein:
- Ausreichend elektrische Anschlussleistung (meist 3-phasig)
- Geeigneter Aufstellplatz (Außengerät)
- Niedertemperatur-Heizsystem (Vorlauftemperatur unter 55°C)
- Gute Gebäudedämmung für optimale Effizienz
Förderungen und finanzielle Anreize
Aktuelle Förderprogramme 2024
BAFA-Förderung für Wärmepumpen:
- Grundförderung: 30% der förderfähigen Kosten
- Effizienz-Bonus: +5% für natürliche Kältemittel
- Einkommens-Bonus: +30% (bei Einkommen unter 40.000€)
- Geschwindigkeits-Bonus: +20% (bis Ende 2028)
- Maximum: 70% Förderung
KfW-Kredite:
- Klimafreundlicher Neubau: bis 150.000€ zu 0,01% Zinsen
- Bundesförderung Effiziente Gebäude: zinsgünstige Darlehen
Zukunftsperspektiven
Politische Rahmenbedingungen
Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) sieht vor, dass ab 2024 in Neubaugebieten und ab 2028 flächendeckend neue Heizungen zu mindestens 65% mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Dies begünstigt deutlich Wärmepumpen.
Technologische Entwicklung
- Wärmepumpen: Steigende Effizienz, sinkende Kosten
- Grüner Wasserstoff: Mögliche Zukunft für Gasnetze
- Smart Grid: Intelligente Stromnutzung für Wärmepumpen
- Speichertechnologien: Optimierung des Eigenverbrauchs
Entscheidungshilfe: Welches System passt zu Ihnen?
Wählen Sie Wärmepumpe + Ökostrom, wenn:
- Ihr Gebäude gut gedämmt ist (Baujahr nach 2000 oder saniert)
- Sie langfristig Kosten sparen möchten
- Umweltschutz für Sie prioritär ist
- Sie von hohen Förderungen profitieren können
- Eine Modernisierung des Heizsystems ansteht
Wählen Sie (noch) Erdgas, wenn:
- Ihr Gebäude schlecht gedämmt ist
- Das Investitionsbudget begrenzt ist
- Sie eine schnelle, unkomplizierte Lösung brauchen
- Bereits ein Gasanschluss vorhanden ist
- Hohe Vorlauftemperaturen benötigt werden
Fazit
Ökostrom-betriebene Wärmepumpen sind bei gut gedämmten Gebäuden sowohl ökonomisch als auch ökologisch die bessere Wahl. Die hohen Anschaffungskosten amortisieren sich durch niedrige Betriebskosten und attraktive Förderungen meist innerhalb von 8-12 Jahren. Erdgas bleibt eine Übergangslösung für Gebäude, die noch nicht für Wärmepumpen geeignet sind.